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(1/8) Der heilige Rosenkranz: Das wunderbare Geheimnis der Bekehrung und des Heiles
DAS GEHEIMNIS DES HEILIGEN ROSENKRANZES
Hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort
LINS-VERLAG, A-6804 Feldkirch
Nihil obstat:
J. Devaud, libr. eens.
Imprimatur: Friburgi Helvetiorum, die 10 Julii 1929 Joseph Arni, cancellarius.
Druck: Lins-Verlag, Gebhard u. Josef Lins, A-6804 Feldkirch
O Seele, geh‘ zur Jungfrau hin, willst du den Heiland finden: Er lebt in ihr, sie lebt in Ihm, sie wird dich Ihm verbinden.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Die weiße Rose (für die Priester)
Die rote Rose (für die Sünder)
Der mystische Rosenstrauch (für die frommen Seelen)
Die Rosenknospe (für die kleinen Kinder)
Erster Zehner: Vortrefflichkeit des heiligen Rosenkranzes in seinem Ursprung und Namen
Zweiter Zehner: Vortrefflichkeit des heiligen Rosenkranzes in den Gebeten, aus denen er besteht
Dritter Zehner: Vortrefflichkeit des heiligen Rosenkranzes in der Betrachtung des Lebens und Leidens unseres Herrn Jesus Christus
Vierter Zehner: Vortrefflichkeit des heiligen Rosenkranzes in den Wundem, die Gott zu seinen Gunsten gewirkt hat
Fünfter Zehner: Die Art und Weise, den Rosenkranz zu beten
Art und Weise, den heiligen Rosenkranz zu beten und die Gnaden der Geheimnisse des Lebens, Leidens und der Glorie Jesu und Mariä auf sich herabzuziehen
Anhang
Kraft und Würde des heiligen Rosenkranzes
Der Gruβ des Rosenkranzes ist der Königin des Himmels würdig: Kraft und Würde des Ave Maria
Kurze Lebensbeschreibung des heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort
Kurze Lebensbeschreibung des seligen Alanus de Rupe
Das Beispiel des heiligen Franz von Sales
Vorwort zur Ausgabe von 1929
Die Aufgabe großer, von Gott gesandter Männer und Frauen ist mit ihrem Tode nicht vollendet, sondern sie erstreckt sich oft auf viele Jahrhunderte, ja bis ans Ende der Zeiten. Die einen leben und wirken weiter durch ihre Stiftungen, andere durch ihre Schriften. Für einige aus ihnen beginnt ihre eigentliche Aufgabe auf Erden erst nach ihrem Tode, wie die im Jahre 1897 verstorbene heilige Theresia vom Kinde Jesus richtig von sich selbst voraussagte. Zu diesen gehörte Ludwig Maria Grignion von Montfort (+ 28. April 1716). So Großes und Gewaltiges er auch an der Wende des 17. und 18. Jahrhunderts zum Heile der Seelen gewirkt, so war er doch nur der Apostel seiner engeren Heimat. Erst mit der Auffindung seines Manuskriptes „Abhandlung über die vollkommene Andacht zu Maria" am Anfang des 19. Jahrhunderts begann er in der ganzen katholischen Kirche sein wunderbares Apostolat, das, getragen von der höchsten Autorität der Päpste Pius X. und Benedikt XV., sich immer weiter ausdehnt und immer tiefer greift, so daß die Zeit zu kommen scheint, von welcher er vorausgesagt: „Wann wird jene glückliche Zeit kommen, in der Maria als Herrin und Königin in den Herzen herrschen wird, um sie gänzlich der Herrschaft ihres großen und einzigen Jesus zu unterwerfen? Wann werden die Seelen ebensosehr Maria atmen, wie die Leiber die Luft atmen? Dann werden wunderbare Dinge hienieden geschehen, wenn der Heilige Geist Seine geliebte Braut in den Seelen gleichsam wiedergebildet finden und deshalb in reichster Fülle über sie kommen und sie mit Seinen Gaben, besonders mit der Gabe der Weisheit erfüllen wird, um Wunder der Gnade zu wirken. Mein lieber Bruder, wann wird jene glückliche Zeit, jenes Zeitalter Mariä kommen, da manche Seelen, welche die Gottesmutter erwählt und vom Allerhöchsten erwirkt hat, sich selbst im Abgrunde des Innern Mariä verlieren und so lebendige Abbilder der Allerseligsten Jungfrau werden, um Jesus Christus zu lieben und zu verherrlichen? Diese Zeit wird erst dann kommen, wenn man die Andacht, die ich lehre, kennen und üben wird."
Die Bedingung ist nun erfüllt, die vollkommene Andacht, die er gelehrt, ist von den Päpsten nicht nur gutgeheißen, sondern auf das eindringlichste empfohlen, sie wird von den Päpsten selbst und von Tausenden wahrer Katholiken geübt, so muß sich nun auch die Prophezeiung erfüllen, das glückselige Zeitalter Mariä muß also vor der Türe stehen. Doch sagt der große Marienapostel an einer anderen Stelle seiner Schrift klar und bestimmt voraus, daß jene großen, auserwählten Seelen nur unter schwerstem Kampfe das Reich Mariä aufrichten werden. Zum Kampfe braucht man Waffen. Aber auch die siegreichen Waffen, mit denen sie „das Reich Mariä über das Reich der Gottlosen, der Götzendiener und Mohammedaner aufrichten werden", nennt uns der Marienapostel von Montfort. „Sie werden das zweischneidige Schwert des Wortes Gottes im Munde führen, auf ihren Schultern die blutige Fahne des Kreuzes, das Kruzifix in der Rechten, den Rosenkranz in der Linken, die heiligen Namen Jesu und Mariä auf ihrem Herzen und die Bescheidenheit und Abtötung Jesu Christi in ihrem ganzen Wesen tragen." Zur Waffenausrüstung gehört also als wesentlicher Bestandteil der heilige Rosenkranz.
Über Würde und Wert des Rosenkranzgebetes sowie über den Gebrauch dieser himmlischen Waffe kann uns niemand besser belehren, als Ludwig Maria Grignion von Montfort.
Nachdem die glorreiche Gottesmutter selbst dem hl. Dominikus (+1221) diese erhabene Gebetsweise geoffenbart und ihn beauftragt hatte, sie in der ganzen Kirche zu predigen, geriet die anfangs so blühende Andacht in argen Verfall.
Abermals ward ein Jünger des heiligen Dominikus, der selige Alanus de Rupe (+1475), um die Mitte des 15. Jahrhunderts von Gott und Seiner allerheiligsten Mutter beauftragt, das göttliche Werk zu erneuern.
Doch die menschliche Unbeständigkeit ist gar zu groß, und zum drittenmal erwählte Maria einen Apostel, der den Eifer für den ihr so teuren Rosenkranz in der Kirche beleben sollte: Ludwig Maria Grignion von Montfort (1673 -1716). Während seines Lebens erneuerte er die ganze Bretagne und Vendée durch das Rosenkranzgebet.
In unserer Zeit - so wird berichtet - ward Leo XIII. durch das Beispiel des Dieners Gottes, das durch den Seligsprechungsprozeß dem großen Papst vor Augen trat, angeregt, die Völker zum Rosenkranzgebet anzueifern.
Es ist auffällig und entspricht offenbar einem göttlichen Plane, daß die großen Apostel des heiligen Rosenkranzes in einer Zeitenfolge von je zwei Jahrhunderten auftraten, wie aus folgender Zusammenstellung ersichtlich ist.
Der heilige Dominikus lebte von 1170 – 1221.
Der selige Alanus lebte von 1428 – 1475.
Der selige Ludwig Maria Grignion von Montfort lebte von 1673 -1716.
Papst Leo XIII. regierte von 1878 - 1903.
Nun aber ist der Augenblick gekommen, daß der von Maria erwählte Nachfolger des heiligen Dominikus und des seligen Alanus durch sein Buch zu allen Christen des ganzen Erdkreises reden soll. Allen soll es vergönnt sein, seine Stimme zu hören, seine Worte zu vernehmen. Gestützt auf die Autorität des Rosenkranzpapstes, Leo XIII., wird seine Stimme bei allen wahren und treuen Kindern des Papstes freudigen Widerhall finden.
In seiner „Abhandlung über die vollkommene Andacht zu Maria" hat Grignion nicht eine neue Lehre verkündet, sondern eine Jahrhunderte alte Übung zunächst auf ein felsenfestes theologisches Fundament gestellt und das große Gnadengeheimnis, das nur wenige auserwählte Seelen kannten, allen Gläubigen, die wahrhaft guten Willens sind, in volkstümlicher Form zugänglich gemacht. Nicht anders verhält es sich mit seiner Schrift „Der heilige Rosenkranz". Was andere vor ihm gelehrt, mühsam in Büchern niedergeschrieben, das hat Ludwig Maria Grignion von Montfort in klarer und lieblicher Weise zusammengetragen, indem er sich dabei nicht scheute, einzelne schöne Stellen jenen Werken zu entnehmen. Doch auch so bleibt das Ganze sein eigenstes Werk, denn der ganze Plan, der Aufbau und die Durchführung ist durchaus seine persönliche Arbeit. Das Werk gleicht einem herrlichen Diadem aus Perlen in Goldfassung, das der glühende Marienverehrer seiner geliebtesten Herrin aufs Haupt setzt. Er selbst bereitete mit kunstfertiger Hand die kostbare Fassung, indem er dabei die herrlichen Perlen, sei es dem eigenen Herzen, sei es anderen liebeglühenden Herzen entnahm, um die gemeinsame Mutter zu schmücken. Wertvolle Steine, die sonst im Dunkel der Vergessenheit verborgen geblieben wären, sind auf diese Weise gerettet und Gemeingut aller Marienkinder geworden. Das ist das besondere Verdienst des eifrigen Apostels Ludwig Maria Grignion von Montfort.
Im Sommer 1924 hatten wir das unschätzbare Glück, in Saint-Laurent von der Sèvre alle Handschriften des Dieners Gottes durchzusehen und genau mit der gedruckten Ausgabe zu vergleichen. Somit entspricht die vorliegende Ausgabe in ihrem Text genau der Handschrift. Wir erlaubten uns im Gegensatz zur ersten Auflage keinerlei Abänderungen, selbst in den lateinischen Zitaten nicht, außer grammatikalischen Verbesserungen.
Desgleichen waren schon in der ersten französischen Ausgabe den einzelnen Rosen Titel beigegeben worden, die in der Handschrift fehlen. Bei lateinischen Zitaten wurde die deutsche Übersetzung beigefügt, obwohl sie der sel. Grignion nicht immer übersetzt hat.
Beginnet nun, liebe Kinder Mariä, mit dem andächtigen Lesen des Euch von Eurer himmlischen Mutter gesandten Buches, und wenn Ihr es aufmerksam gelesen habt, so bleibet nicht auf halbem Wege stehen, sondern fasset den festen Vorsatz, alle Tage den ganzen Psalter, und falls es Euch durchaus unmöglich, wenigstens einen Rosenkranz zu beten.
Leo Gommenginger
Die weiße Rose (für die Priester)
Diener des Allerhöchsten, Prediger der Wahrheit, Verkünder des Evangeliums, erlaubet mir, euch die weiße Rose dieses Büchleins darzureichen, um die Wahrheiten, welche einfach und ungeschminkt darin niedergelegt sind, euch ins Herz und in den Mund zu legen. In euer Herz, damit ihr die heilige Übung des Rosenkranzes annehmen und ihre Früchte verkosten möget. In euern Mund, damit ihr die Vorzüglichkeit dieser heiligen Übung prediget und sie durch dieses Mittel bekehren möget.
Hütet euch wohl, diese Übung als klein und unbedeutend zu betrachten, wie die gedankenlose Masse und selbst manche stolze Gelehrte es tun; sie ist wahrhaft groß, erhaben und göttlich. Der Himmel selbst hat sie euch gegeben; er gab sie euch, um die verstocktesten Sünder und hartnäckigsten Irrlehrer zu bekehren. Gott hat die Gnade in diesem Leben und die Glorie in der Ewigkeit daran geknüpft. Die Heiligen haben sie geübt, und von den Päpsten wurde sie gutgeheißen.
O wie glücklich ist ein Priester und Seelenführer, dem der Heilige Geist dieses den meisten Menschen unbekannte oder nur oberflächlich bekannte Geheimnis geoffenbart! Hat er einmal die praktische Kenntnis dieses Geheimnisses erlangt, so wird er selbst den Rosenkranz täglich beten und andere anleiten, ihn täglich zu beten. Gott und Seine heiligste Mutter werden die Gnade im Überfluß in seine Seele ergießen, um ihn zu einem Werkzeug ihrer Ehre zu machen; und er wird durch sein, wenn auch einfaches Wort, in einem Monat mehr Früchte zeitigen als die übrigen Prediger in mehreren Jahren.
Begnügen wir uns also nicht damit, meine lieben Mitbrüder, das Rosenkranzgebet anderen anzuraten, wir müssen es selbst üben. Wir können innerlich von der Vortrefflichkeit des heiligen Rosenkranzes überzeugt sein, aber solange wir ihn nicht beten, wird man sich sehr wenig Mühe geben, zu tun, was wir raten, denn niemand gibt, was er nicht hat. Coepit Jesus facere et docere (Apg 1,1). Ahmen wir Jesus nach, der damit begonnen hat, zu tun, was er lehrte. Ahmen wir den Apostel nach, der nichts kannte und predigte als Jesus, den Gekreuzigten (1 Kor 2,2). Das werdet ihr tun, indem ihr den heiligen Rosenkranz predigt, der, wie ihr nachher sehen werdet, nicht nur eine Zusammensetzung des Vaterunsers und Ave Maria ist, sondern ein göttlicher Abriß der Geheimnisse des Lebens, Leidens und Sterbens und der Glorie Jesu und Mariä.
Wenn ich glaubte, die Erfahrung, die mir Gott von der Wirksamkeit der Verkündigung des heiligen Rosenkranzes für die Bekehrung der Sünder gegeben hat, könnte euch bestimmen, trotz der gegenteiligen Gewohnheit der Prediger den Rosenkranz zu verkünden, so würde ich euch von den wunderbaren Bekehrungen erzählen, welche ich bei der Predigt des Rosenkranzes mit eigenen Augen geschaut; aber ich begnüge mich, euch in diesem Abriß einige alte und wohlbezeugte Beispiele anzuführen. Nur euretwegen habe ich mehrere lateinische Stellen bewährter Autoren eingefügt, die beweisen, was ich dem Volke in seiner Sprache erkläre.
Die rote Rose (für die Sünder)
Euch, ihr armen Sünder und Sünderinnen, bietet ein noch größerer Sünder eine vom Blute Jesu Christi gerötete Rose dar, um euch damit zu schmücken und euch zu retten.
Die Gottlosen und die unbußfertigen Sünder rufen täglich: Coronemus nos rosis! „Bekränzen wir uns mit Rosen (Weish 2,8)!" Singen auch wir: "Bekränzen wir uns mit den Rosen des heiligen Rosenkranzes!" O wie verschieden sind ihre Rosen von den unsrigen!
Ihre Rosen sind fleischliche Vergnügen, eitle Ehren und vergängliche Reichtümer, die bald verwelken und verfaulen; die unsrigen aber, nämlich unsere andächtigen Vaterunser vereint mit unseren Bußwerken, werden nie verwelken noch verblühen, und ihre Pracht wird in hundert Jahren ebenso glänzend sein wie jetzt.
Ihre angeblichen Rosen sind nur Scheinrosen, im Grunde sind sie nichts als in diesem Leben stechende Dornen der Gewissensbisse, im Tode durchbohrende Dornen der Reue, und durch die ganze Ewigkeit hindurch brennende Dornen der Wut und Verzweiflung.
Wenn unsere Rosen Domen haben, so sind es Dornen Jesu Christi, der sie in Rosen verwandelt. Wenn unsere Rosen stechen, so stechen sie nur eine Zeit lang, und dann nur, um uns von der Sünde zu heilen und uns zu retten.
Bekränzen wir uns denn um die Wette mit solchen Paradiesesrosen, indem wir täglich einen Psalter beten, d.h. drei Rosenkränze von je fünf Zehnern, oder drei Blumenkronen:
Wenn ihr trotz der Größe eurer Sünden treu in diesem Gebete bis zum Tode fromm verharrt, so werdet ihr, glaubet es mir, eine unverwelkliche Krone der Herrlichkeit empfangen. Percipietis coronam immarcescibilem (l Petr 5,4). Stündest du schon am Rande des Abgrundes, und hättest du schon einen Fuß in der Hölle, oder hättest du wie ein Zauberer deine Seele dem Teufel verkauft, wärest du ein verhärteter, wie ein Dämon verstockter Irrlehrer, so wirst du dich früher oder später bekehren und gerettet werden, vorausgesetzt, ich wiederhole es, und beobachte gut die Worte und Ausdrücke meines Ratschlages, daß du bis zum Tode jeden Tag andächtig den Rosenkranz betest, um die Wahrheit zu erkennen und die Reue und Verzeihung deiner Sünden zu erlangen.
Ihr werdet in diesem Buche viele Beispiele von großen Sündern sehen, die durch die Kraft des heiligen Rosenkranzgebetes bekehrt wurden. Leset sie und betrachtet sie aufmerksam!
Gott allein!
Der mystische Rosenstrauch (für die frommen Seelen)
Ihr werdet es mir nicht verargen, ihr frommen und vom Heiligen Geiste erleuchteten Seelen, daß ich euch einen vom Himmel stammenden mystischen Rosenstrauch überreiche, um ihn in den Garten eurer Seele zu pflanzen. Er wird ja die duftenden Blumen eurer Betrachtungen nicht schädigen. Er ist sehr wohlriechend und ganz göttlich und wird in der Ordnung eurer Gartenbeete nichts verderben. Er ist sehr rein und wohlgeordnet und bringt in alles Ordnung und Feinheit. Wenn man ihn jeden Tag sorgfältig begießt und pflegt, wächst er in solch wunderbare Höhe und breite, daß er nicht nur alle anderen Andachtsübungen nicht hindert, sondern sie sogar unterstützt und vervollkommnet.
Da ihr innerliche Seelen seid, versteht ihr mich wohl: der Rosenstrauch ist Jesus und Maria im Leben, im Tode und in der Ewigkeit.
Die grünen Blätter dieses mystischen Rosenstrauches drücken die freudenreichen Geheimnisse Jesu und Mariä aus, die Domen die schmerzhaften, die Blumen die glorreichen.
Die Rosenknospen bedeuten die Kindheit Jesu und Mariä, die offenen Rosen stellen Jesus und Maria im Leiden dar, die ganz entfalteten Rosen zeigen Jesus und Maria in ihrer Glorie und Verherrlichung.
Die Rose erfreut durch ihre Schönheit: so Jesus und Maria in den freudenreichen Geheimnissen; sie sticht mit ihren Dornen: das sind ihre schmerzhaften Geheimnisse; sie erfreut durch die Süßigkeit ihres Duftes: so Jesus und Maria in ihren glorreichen Geheimnissen!
Verschmähet also meine so liebliche und göttliche Pflanze nicht, pflanzet sie selbst in eure Seele, indem ihr den Entschluß fasset, euren Psalter zu beten, pfleget und begießet sie, indem ihr ihn treu jeden Tag betet und gute Werke übt, und ihr werdet sehen, wie das Samenkorn, das jetzt so klein scheint, mit der Zeit ein großer Baum wird, wo die Vögel des Himmels, d.h. die auserwählten und in der Betrachtung erhabenen Seelen, ihre Nester oder Gezelte bauen werden, um unter dem Schatten seiner Blätter von der Glut der Sonne beschirmt, durch seine Höhe vor den wilden Tieren der Erde geschützt, und endlich, um köstlich ernährt zu werden von seiner Frucht, welche keine andere ist, als der anbetungswürdige Jesus, dem Ruhm und Ehre sei in alle Ewigkeit. Amen.
Gott allein!
Die Rosenknospe (für die kleinen Kinder)
Euch, meine kleinen Freunde, biete ich eine schöne Rosenknospe dar. Es ist ein kleines Korn eures Rosenkranzes, das in euren Augen als etwas so Geringfügiges erscheint. Wie kostbar ist dieses Korn! O wie wunderbar ist diese Knospe! Wie schön wird sie sich entfalten, wenn ihr andächtig euer Ave Maria betet! Es wäre zu viel verlangt, euch für jeden Tag einen ganzen Psalter anzuraten. So betet wenigstens täglich andächtig euren Rosenkranz, den ihr als einen kleinen Kranz von Rosen Jesu und Maria auf das Haupt setzt. Glaubet mir, höret die schöne Geschichte und behaltet sie gut.
Zwei kleine Schwestern saßen an der Türe ihrer Wohnung und beteten andächtig den Rosenkranz. Da erschien ihnen eine schöne Frau, näherte sich dem jüngeren Kinde, das nur sechs bis sieben Jahre zählte, nahm es bei der Hand und führte es mit sich. Die ältere Schwester war ganz überrascht und suchte ihre Schwester, und da sie es nicht finden konnte, kam sie ganz trostlos nach Hause und sagte, man habe ihre Schwester fortgeführt. Vater und Mutter suchten drei Tage lang umsonst. Am Schluß des dritten Tages fanden sie das Kind mit ganz fröhlichem und freudigem Antlitz in der Türe. Sie fragten es, woher es komme. Es antwortete, die Dame, zu der es den Rosenkranz gebetet habe, habe es an einen schönen Ort geführt und ihm viele gute Sachen zu essen gegeben, sie habe ihm ein schönes, kleines Kind in die Arme gelegt, das es oft küssen durfte. Die Eltern, die erst kürzlich zum Glauben bekehrt worden waren, ließen den Jesuitenpater kommen, der sie im Glauben und in der Andacht zum Rosenkranz unterrichtet hatte, und erzählten ihm, was vorgefallen war. Von ihm selbst habe ich es erfahren. Es ist dies in Paraguay geschehen.
Ahmet, liebe Kinder, diesen kleinen Mädchen nach und betet täglich euren Rosenkranz, und ihr werdet dadurch verdienen, in den Himmel zu kommen und Jesus und Maria zu schauen, wenn nicht in diesem Leben, so doch wenigstens nach dem Tode die ganze Ewigkeit hindurch. Amen.
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Mögen also Gelehrte und Ungelehrte, Gerechte und Sünder, Große und Kleine Tag und Nacht mit dem heiligen Rosenkranz Jesus und Maria loben und grüßen! Salutate Mariam, quae multum laboravit in vobis. „Grüßet Maria, welche sich für euch so sehr abgemüht hat“ (Röm 16,6).